Agamen/ Agamidae
Die Agamen stellen das Gegenstück zu den, in der Neuen Welt -also Süd- und Nordamerika beheimateten Leguanen dar. Ihr Erscheinungsbild ist in vielen Fällen äußerst ähnlich. Nur die Bezahnung unterscheidet die Agamen deutlich von den Leguanen. Agamen bilden im vorderen Kieferbereich direkt auf der Oberkante eine geschlossene Zahnreihe, während hingegen die Leguane einzelne auf der Innenseite der Kiefer in den Knochen eingelassene Zähne vorweisen. Die aber ansonsten oft vorhandenen Ähnlichkeiten und die nahezu gleiche -allerdings voneinander unabhängige Entwicklung nennt man auch Konvergenz. Dem liegt unter anderem der Gedanke nahe, dass sich die jeweiligen Arten an die entsprechenden Lebensräume im Laufe der Evolution anpassten und somit auch bei gleichen Lebensräumen auf verschiedenen Kontinenten die gleichen Überlebensstrategien von verschiedenen Arten entwickelt wurden. Diese auch einhergehend mit äußeren Ähnlichkeiten.
Die Agamen sind eine Familie innerhalb der Unterordnung Echsen -Sauria. Diese Unterordnung wiederum bildet sich aus der Ordnung der eigentlichen Schuppenkriechtiere -Squamata innerhalb der Klasse der Kriechtiere -Reptilia heraus. Die zweite Unterordnung bilden die Schlangen.
Umstritten ist der bisherige Begriff „Iguania“ als Bezeichnung für die Überfamilie, in der Agamen, Leguane und Chamäleons zusammengefasst werden. Die „klassische“ Sichtweise unterteilt diese drei Echsengruppen in eigenständige Familien. Die Familie der Agamidae -Agamen umfasst etwa 325 Arten. Ihre Heimat ist die Alte Welt -die schon im Altertum bekannten Erdteile Asien, Afrika und Europa und Australien. Die Familie der Agamiden -Agamen unterteilt sich in eine Vielzahl von Agamamengattungen -unterschiedliche Angaben in der Literatur, zwischen 30 und 4 0, innerhalb derer die einzelnen Arten zusammengefasst werden.
In der jeweiligen Gattung werden Arten zusammengefasst, die entweder einzelne anatomische oder morphologische Merkmale -Morphologie: Wissenschaft von der äußeren Gestalt und dem inneren Aufbau des Organismus oder in vielen Fällen auch eine Kombination von mehreren Eigenschaften verbindet, bzw. gemeinsam haben. Aufgrund der oft gezeigten Einzigartigkeit von Agamen ist es nicht selten, dass nur eine Art innerhalb einer Gattung bekannt ist. Diese Gattungen werden monotypisch genannt.
Das Verbreitungsgebiet der Agamen reicht über die Alte Welt und Australien mit Ausnahme von Madagaskar und den Polarregionen. Die größte Verbreitung haben die Agamen vor allem in Südasien und Australien. Hierbei sind die Lebensräume der Agamen sehr unterschiedlich. Von Wüsten über Regen- und Bergwälder bis in die Nähe von Menschensiedlungen. Durch Spezialisierung haben sich die Agamen an die unterschiedlichen klimatischen und faunistischen Gegebenheiten angepasst, z.B. dem Leben in Baumkronen oder zwischen Felsen. Erstaunlich hierbei ist auch die Verbreitung bis in Höhen von 6.000 Meter und Temperaturstürzen von über 15 °C in Verbindung mit Schneestürmen.
Agamen sind diurnale -tagaktive, visuell orientierte Echsen und ovipar -das Weibchen produziert Eier, die außerhalb des Körpers schlüpfen. Agamen besitzen wohl entwickelte Gliedmaßen und 5 Finger sowie 5 Zehen, deren Enden mit Krallen versehen sind. Zu Lautäußerungen sind Agamen im allgemeinem nicht fähig. Ihre Augen sind eher klein und sie haben runde Pupillen. Die Zunge ist meist fleischig, dick und breit.
Sehr viele Unterschiede gibt es bei der Anordnung und dem Aussehen der Hautschuppen. Viele Agamen besitzen die Fähigkeit, ihre Färbung extrem zu verändern. Eine dunkle Hautfärbung ermöglicht es den Tieren z.B. schneller Wärme aufzunehmen. Hierbei spielt aber auch die Körperhaltung der Echse eine Rolle. Eine helle Hautfärbung deutet auf die erreichte Vorzugstemperatur hin. Ebenso wie die Unterschiede bei den Hautschuppen sind auch die Größenunterschiede innerhalb der Agamenfamilie. Einige Arten sind schon mit 6-8 cm ausgewachsen, andere Agamen können die stattliche Gesamtlänge von über 100 cm erreichen. Die meisten Agamen sind jedoch ca. 35-40 cm lang. Auffallend ist der lange Schwanz, der oft die doppelte Kopf-Rumpf-Länge -KRL erreicht.
Anhand des Körperbaus kann man oft auf den Lebensraum der jeweiligen Agamenart schließen. Baumbewohnende Agamen sind meist seitlich abgeflacht, haben lange Gliedmaßen und entsprechend lange Finger und Zehen zum Greifen. Viele besitzen auch große Kehlsäcke und Rückenkämme. Besitzen die Agamen noch lange Beine, deutet dies auf eine zweibeinige -bipedale Fortbewegung hin. Ein von oben nach unten abgeflachter Körper deutet auf Agamen hin, die eher Boden bewohnend sind. Hier sind die Gliedmaßen meist kurz und kräftig und eigenen sich hervorragend zum Graben. Der Kopf der meisten Agamen hat eine dreieckige Form. Der Schwanz von Agamen besitzt im Gegensatz zu den Leguanen und anderen Reptilien keine -Soll- Bruchstelle. Dies bedeutet, dass Agamen ihren Schwanz bei Gefahr nicht ohne weiteres abwerfen können. In der älteren Literatur wird auch die Fähigkeit der Schwanzregeneration verneint was allerdings in der neueren Literatur dokumentiert wird. Mehrere Fälle von Wildtieren sind hier bekannt. Meist wird der nachgewachsene Schwanz allerdings nicht so lang wie der vorherige und auch Farbe und Beschuppung ist anders als beim Original.
Das Droh-, Warn- und Balzverhalten ist bei Agamen sehr gut ausgeprägt. Typisch ist das in verschiedenen Erregungszuständen zu sehende „Kopfnicken“ wie auch das „Armrudern“. Zum Drohverhalten gehört auch das Zeigen der abgeflachten Körperseiten. Viele Agamen reißen beim Drohen auch das Maul auf und nicken zudem.
Unten die Systematik der Familie Agamidae:
Familie
Gattung
Art - Erstbeschreiber - deutscher Name
Agamen -Agamidae
Acanthocercus
Acanthocercus adramitanus - ANDERSON, 1896 - Jemenagame
Acanthocercus annectens - BLANFORD, 1870 - Blutsaugeragame
Acanthocercus atricollis - SMITH, 1849 - Blaukehlagame
Acanthocercus branchi - WAGNER, GREENBAUM & BAUER, 2012
Acanthocercus cyanogaster - RÜPPELL, 1835
Acanthocercus guentherpetersi -LARGEN & SPAWLS, 2006
Acanthocercus phillipsii - BOULENGER, 1895
Acanthocercus yemensis - KLAUSEWITZ, 1954
Acanthocercus zonurus - BOULENGER, 1895
Acanthosaura -Nackenstachler
Acanthosaura armata - GRAY, 1827
Acanthosaura bintangensis - WOOD, GRISMER, GRISMER, AHMAD, ONN & BAUER, 2009
Acanthosaura brachypoda - ANANJEVA, ORLOV, NGUYEN & RYABOV, 2011
Acanthosaura capra - GÜNTHER, 1861
Acanthosaura cardamomensis - WOOD, GRISMER, GRISMER, NEANG, CHAV & HOLDEN, 2010
Acanthosaura coronata - GÜNTHER, 1861
Acanthosaura crucigera - BOULENGER, 1885
Acanthosaura lepidogaster - CUVIER, 1829
Acanthosaura nataliae - ORLOV, TRUONG & SANG, 2006
Acanthosaura titiwangsaensis - WOOD, GRISMER, GRISMER, AHMAD, ONN & BAUER, 2009
Agama -Echte Agamen
Agama aculeata - MERREM, 1820
Agama agama - LINNAEUS, 1758 - Siedleragame
Agama anchietae - BOCAGE, 1896 - Anchieta's Agame
Agama armata - PETERS, 1855
Agama atra - DAUDIN, 1802
Agama bocourti -ROCHEBRUNE, 1884
Agama bottegi BOULENGER, 1897
Agama boueti - CHABANAUD, 1917
Agama boulengeri -LATASTE, 1886
Agama caudospinosa - MEEK, 1910
Agama cristata - MOCQUARD, 1905
Agama doriae - BOULENGER, 1885
Agama etoshae - MCLACHLAN, 1981
Agama finchi - BÖHME, WAGNER, MALONZA, LÖTTERS & KÖHLER, 2005
Agama gracilimembris - CHABANAUD, 1918
Agama hartmanni - PETERS, 1869
Agama hispida - KAUP, 1827
Agama impalearis -BOETTGER, 1874 - Atlasagame
Agama insularis - CHABANAUD, 1918
Agama kaimosae - LOVERIDGE, 1935
Agama kirkii - BOULENGER, 1885 - Kirks Agame
Agama lebretoni - WAGNER, BAREJ & SCHMITZ, 2009
Agama lionotus - BOULENGER, 1896
Agama lucyae - WAGNER & BAUER, 2011
Agama montana -BARBOUR & LOVERIDGE, 1928
Agama mossambica -PETERS, 1854
Agama mucosoensis - HELLMICH, 1957
Agama mwanzae - LOVERIDGE, 1923
Agama parafricana - TRAPÉ, MEDIANNIKOV & TRAPÉ, 2012
Agama paragama - GRANDISON, 1968 - Falsche Siedleragame
Agama persimilis - PARKER, 1942
Agama planiceps - PETERS, 1862 -Stachelagame
Agama robecchii - BOULENGER, 1891
Agama rueppelli - VAILLANT, 1882
Agama sankaranica - CHABANAUD, 1918
Agama spinosa - GRAY, 1831
Agama sylvana - MACDONALD, 1981
Agama tassiliensis -GENIEZ, PADIAL & CROCHET, 2011
Agama turuensis - LOVERIDGE, 1896
Agama wagneri - TRAPÉ, MEDIANNIKOV & TRAPÉ, 2012
Agama weidholzi - WETTSTEIN, 1932
Amphibolurus -Australische Bodenagamen
Amphibolurus muricatus - WHITE, 1790 - Australischer Blutsauger
Amphibolurus norrisi - WITTEN & COVENTRY, 1984
Aphaniotis -Blaumaul-Agamen
Aphaniotis acutirostris -MODIGLIANI, 1889
Aphaniotis fusca - PETERS, 1864
Aphaniotis ornata - LIDTH DE JEUDE, 1893
Brachysaura minor -monotypische Gattung
Bronchocela
Bronchocela celebensis - GRAY, 1845
Bronchocela cristatella - KUHL, 1820 - Borneo-Schönechse
Bronchocela danieli - TIWARI & BISWAS, 1973
Bronchocela hayeki - MÜLLER, 1928
Bronchocela jubata - DUMÉRIL & BIBRON, 1837
Bronchocela marmorata - GRAY, 1845
Bronchocela orlovi - HALLERMANN, 2004
Bronchocela rubrigularis - HALLERMANN, 2009
Bronchocela smaragdina - GÜNTHER, 1864
Bronchocela vietnamensis - HALLERMANN & ORLOV, 2005
Bufoniceps laungwalaensis - monotypisch
Caimanops amphiboluroides - monotypisch
Calotes -Schönechsen
Calotes andamanensis - BOULENGER, 1891
Calotes aurantolabium - KRISHNAN, 2008
Calotes bhutanensis - BISWAS, 1975
Calotes calotes - LINNAEUS, 1758
Calotes ceylonensis - MÜLLER, 1887
Calotes chincollium - VINDUM, 2003
Calotes desilvai - BAHIR & MADUWAGE, 2005
Calotes ellioti - GÜNTHER, 1864
Calotes emma - GRAY, 1845
Calotes grandisquamis - GÜNTHER, 1875
Calotes htunwini - ZUG & VINDUM, 2006
Calotes irawadi - ZUG, BROWN, SCHULTE & VINDUM, 2006
Calotes jerdoni - GÜNTHER, 1870
Calotes liocephalus - GÜNTHER, 1872
Calotes liolepis - BOULENGER, 1885 - Ceylon-Schönechse
Calotes maria - GRAY, 1845
Calotes medogensis - ZHAO & LI, 1984
Calotes mystaceus - DUMÉRIL & BIBRON, 1837
Calotes nemoricola - JERDON, 1853
Calotes nigrilabris - PETERS, 1860
Calotes nigriplicatus - HALLERMANN, 2000
Calotes rouxii - DUMÉRIL & BIBRON, 1837
Calotes versicolor - DAUDIN, 1802- Indische Schönechse
Ceratophora -Nashornagamen
Ceratophora aspera
Ceratophora stoddartii
Ceratophora tennentii
Chelosania
Chelosania brunnea
Chlamydosaurus
Chlamydosaurus kingii - Kragenechse
Cophotis -Taubagamen
Cophotis ceylanica - Ceylon-Taubagame
Coryphophylax
Coryphophylax subcristatus
Cryptagama aurita -monotypisch
Ctenophorus
Ctenophorus cristatus
Ctenophorus isolepis - Soldatenagame
Ctenophorus maculatus - Gefleckte Bodenagame
Ctenophorus maculosus - Lake-Eyre-Agame
Ctenophorus nuchalis
Ctenophorus pictus
Dendragama boulengeri - monotypisch
Diporiphora -Australische Bodenagamen
Diporiphora bilineata
Diporiphora nobbi
Diporiphora superba - Australische Baumagame
Draco -Flugdrachen
Draco dussumieri - Indischer Flugdrache
Draco melanopogon - Schwarzbart-Flugdrache
Draco quinquefasciatus - Fünfstreifen-Flugdrache
Draco volans - Gewöhnlicher Flugdrache
Gonocephalus - Winkelkopfagamen
Gonocephalus abbotti - COCHRAN, 1922
Gonocephalus bellii - DUMÉRIL & BIBRON, 1837
Gonocephalus beyschlagi - BOETTGER, 1892
Gonocephalus bornensis - SCHLEGEL, 1848
Gonocephalus chamaeleontinus - LAURENTI, 1768
Gonocephalus doriae - PETERS, 1871
Gonocephalus grandis - GRAY, 1845
Gonocephalus interruptus - BOULENGER, 1885
Gonocephalus klossi - BOULENGER, 1920
Gonocephalus kuhlii - SCHLEGEL, 1848
Gonocephalus lacunosus - MANTHEY & DENZER, 1991
Gonocephalus liogaster - GÜNTHER, 1872
Gonocephalus megalepis - BLEEKER, 1860
Gonocephalus mjobergi - SMITH, 1925
Gonocephalus robinsonii - BOULENGER, 1908
Gonocephalus semperi - PETERS, 1867
Gonocephalus sophiae - GRAY, 1845Harpesaurus
Harpesaurus beccarii
Harpesaurus borneensis
Hydrosaurus - Segelechsen
Hydrosaurus amboinensis - Segelechse, Soa-Soa
Hydrosaurus pustulatus - Philippinische Segelechse
Hydrosaurus weberi - Webers Segelechse
Hypsicalotes
Hypsilurus
Hypsilurus boydii - Boyds Winkelkopfagame
Hypsilurus dilophus
Hypsilurus godeffroyi - Godeffroys Winkelkopfagame
Hypsilurus papuensis - Papua-Winkelkopfagame
Intellagama - monotypisch
Intellagama lesueurii (früher Physignathus lesueurii) -Gewöhnlicher Wasserdrache, Australische Wasseragame
Japalura - Bergagamen
Japalura splendida
Laudakia
Laudakia caucasia - Kaukasus-Agame
Laudakia stellio - Hardun, Schleuderschwanz
Leiolepis
Leiolepis belliana - Schmetterlingsagame
Leiolepis reevesii
Lophocalotes ludekingi - monotypisch
Lophognathus
Lophognathus gilberti - Gilberts Wasserdrache
Lophognathus temporalis
Lyriocephalus
Lyriocephalus scutatus - Leierkopfagame
Moloch
Moloch horridus - Wüstenteufel, Dornteufel, Moloch
Oreodeira gracilipes - monotypisch
Oriocalotes minor - monotypisch
Otocryptis
Otocryptis wiegmanni
Phoxophrys - Borneo-Bergagamen
Phrynocephalus - Krötenkopf-Agamen
Phrynocephalus maculatus - Gefleckter Krötenkopf
Phrynocephalus mystaceus - Bärtiger Krötenkopf
Phrynocephalus ornatus - Schmuck-Krötenkopf
Phrynocephalus persicus - Sonnengucker
Phrynocephalus helioscopus
Phrynocephalus theobaldi - Himalaja-Krötenkopf
Phrynocephalus versicolor
Physignathus - monotypisch
PogonaPogona barbata
Pogona nullarbor
Pogona vitticeps
Psammophilus -Sandagamen
Pseudocalotes
Pseudocalotes austeniana
Pseudocalotes floweri - Flowers Schönechse
Pseudotrapelus
Pseudocophotis sumatrana - Sumatra-Taubagame
Pseudotrapelus sinaitus
Ptyctolaemus
Ptyctolaemus gularis
Rankinia
Salea
Sitana -Sita-Agamen
Sitana ponticeriana
Trapelus
Trapelus agilis - Schlankagame
Trapelus mutabilis - Wüstenagame
Trapelus ruderatus
Tympanocryptis - Australische Taubagame
Tympanocryptis intima
Uromastyx -Dornschwanzagamen, Dornschwänze
Uromastyx acanthinura - Afrikanischer Dornschwanz
Uromastyx aegyptia - Ägyptischer Dornschwanz
Uromastyx hardwickii - Indischer Dornschwanz
Einige Daten von http://reptile-database.reptarium.cz/